Bezaubernde Rosi

Leben und Ansichten eines kleinen Hundes mittleren Verstandes

Bei Regen müssen

"Ich muss mal", sage ich neulich meinem Chef, indem ich nach dem Frühstück vor der Wohnungstür quiekend meinen Gassi-Tanz aufführe. "Kleinen Moment", sagt der Chef und zieht sich das Ölzeug an. Mir schwant nichts Gutes. Das tut er nämlich nur, wenn es wirklich sehr stark regnet. Mich überkommen Zweifel, ob Gassi gehen wirklich so eine gute Idee ist. "Na los", sagt der Chef, zieht mir die Hundestrapse an und komplimentiert mich vor die Tür.
Meine Befürchtungen bestätigen sich, als der Chef die Haustüre öffnet: Hier und da ist zwischen den Regentropfen noch etwas Platz für Luft. Oder wie ihr Menschen zu sagen pflegt: es regnet Katzen und Hunde - seltsame Redensart!

Das verzeihe ich dir nie! Zumindest nicht die nächsten 10 Minuten..."Das ziehen wir jetzt durch, bevor du in die Wohnung machst", sagt der Chef und zerrt mich in das Unwetter. Dabei sollte er doch eigentlich wissen, dass ich ab einer gewissen Niederschlagsmenge nicht kann. Dessen ungeachtet zieht mich der Chef von Straßenecke zu Straßenecke und ich bemühe mich zwischendurch auch wirklich. Aber es geht nicht.

Nach vier Straßenecken sind wir einmal um den Block und wieder vor der Haustür. Und ich patschenass! Der Chef auch, aber der kann ja im Gegensatz zu mir sein Fell wechseln. Ich hingegen muss mich ganz viel schütteln, um das viele Wasser wieder loszuwerden. Nicht schön, wenn ein Tag so anfängt!

Mittlerweile sieht der Chef ein, dass es keinen Zweck hat, ein so sensibles Wesen wie mich bei Regen vor die Tür zu zerren. Er hat versprochen, dass nicht mehr zu tun. Und ich habe versprochen, nicht in die Wohnung zumachen. Tue ich ja schließlich sonst auch nicht!