Bezaubernde Rosi

Leben und Ansichten eines kleinen Hundes mittleren Verstandes

Kralle adé!

Erwähnte ich schon, dass ich Angst vor anderen Hunden habe? Vor allem vor großen. Neulich haben mich zwei solche Rabauken gejagt. In meinerAngst habe ich die Flucht auf ein Stoppelfeld ergriffen. Diese Stoppeln können ja sowas von hart sein! Und sowas mir, die ich so kleine, zarte Pfoten habe. Es kam wie es kommen musse: ich blieb mit meiner rechten Vorderpfote an so einem blöden Ding hängen und plötzlich hatte ich ziemliche Schmerzen und blutete sogar. Damit meine Chefs das endlich merkten, musste ich bei der nächsten Rast doch tatsächlch meine Pfote ganz demonstrativ hochhalten. Sonst hätten die Chefs es vielleicht noch viel später gemerkt. Es hat so schon lange genug gedauert. Die Chefin sagte zum Chef: "Was macht Rosi denn da?" Darauf der Chef: "Die pfötelt. Das ist ganz normal, so steht es doch auch im Hundebuch."Und dann endlich: "Oh, da ist ja Blut!" Daraufhin das ganze Programm mit Auf-Den-Schoß-Nehmen und "Zeig-doch-mal-dein-Pfötchen!", "Ach-du-armer-Hund!" und so weiter.

Am nächsten Tag war ich dann mit meinen Chefs bei Frau Dr. Decker. Die hat ihnen dann erklärt, dass meine Kralle abgerissen ist und dass man die ziehen muss, damit eine neue nachwachsen kann, ohne dass sich das ganze entzündet. Dafür hat mich Frau Doktor dann schlafen geschickt. Aber bevor sie mich mit dem Piekseding erwischt hat, habe ich mich gewehrt wie eine (kleine) Löwin. Für meine fünf Kilo bin ich nämlich ziemlich stark! Das hat sogar mein Chef gesagt. Und Frau Decker hat dann noch ergänzt, dass so kleine Hunde wie ich so "flutschig" seien, dass wir viel schlechter zu packen sind als die großen. Da habe ich also mal wieder gezeigt: "Menschen, unterschätzt so kleine Hunde wie mich nicht!"

Irgendwann allerdings hat Frau Decker mich dann doch erwischt und in den Popo gestochen und plötzlich wurde ich dann doch sehr müde. Sehr, sehr müde! So unbeschreiblich müde, dass ich erst wieder in einem Käfig wach wurde. In einem Käfig! Ich! Warum steckt man mich denn in einen Hundeknast? Ich habe doch gar nichts angestellt! So ganz sicher war ich mir allerdings nicht, denn das Denken fiel mir doch noch recht schwer. Auch das Stehen. Immerhin kamen dann ziemlich bald meine Chefs und befreiten mich aus meiner Haft. Allerdings mussten sie etwas für mich bezahlen. Etwa Kaution? Hatte ich doch was angestellt? 

An dem restlichen Tag war nicht mehr viel los mit mir. Erst torkelte ich durch die Höhle meiner Chefs und dann habe ich nicht mal was zu Fressen bekommen. So ein Scheiß-Tag! Frau Doktor hatte meinen Chefs erklärt, dass ich mich sonst übergeben könne, weil das Schlafmittel meinen Bauch reizen würde.  Ich habe dann meinen Chefs gezeigt, dass ich auch ohne zu fressen auf die Auslegware kotzen kann und zwar mitten in der Nacht, wenn keiner es mehr erwartet. Aber auch dann habe ich immer noch nichts zu fressen bekommen. 

Der nächste Tag war dann schon deutlich besser. Ich bekam sehr viele Leckerlis und ganz viele Streicheleinheiten. Das nennt man "sekundären Krankheitsgewinn". Konkret bedeutet der "sekundäre Krankheitsgewinn", dass der Patient, also in dem Fall ich, aus seiner Krankheit noch einen weiteren Nutzen zieht als nur gesund zu werden. Nämlich betüttelt und verwöhnt zu werden. Das ist ja wohl das Mindeste, wenn man von zwei solchen *****löchern über die Stoppeln gehetzt wird. AUA!

So ein blöder Klumpfuß!


 

Ich musste dann noch mehrere Wochen mit einer Socke durch die Weltgeschichte humpeln. Die neue Kralle bzw. das darunter (die Menschen würden es Nagelbett nennen) sei zu infektionsanfällig, um einfach umher zu laufen, sagte die Frau Doktor. Also bin ich noch eine ganze Zeit lang mit einer höchst albernen Menschenbabysocke durch die Gegend gelaufen. Das war doof, weil die Socke immer gerutscht ist und meine Chefs sie mehrmals täglich neu sortiert haben. Andererseits hatte ich noch nie mehr Aufmerksamkeit.

Ich mit Socke :-(

Aber eigentlich ist "unten ohne" viel besser. Vor allem, wenn es nass draußen ist. Geh du mal mit Socken vor die Tür, wenn es regnet. Dann weißt du, was ich meine.